Von Tu-Wörtern und Hauptwörtern


Erinnern Sie sich noch an die erste Grammatik-Stunde Ihres Lebens? Da ging es um „Tu-Wörter“. Ein Klassiker für viele war: „Fu ruft Fara“. „Rufen“ ist dabei das wichtigste Wort, das Tu-Wort. Heute als Erwachsene sagen wir: "Tätigkeitswörter" oder "Verben". Wichtig sind sie immer noch. Weil sie Texte erst lebendig machen.

 

Verben sorgen für Leben.

Ob Verben, Tätigkeitswörter oder Tu-Wörter: Der Name trifft bereits den Punkt. Verben stellen Handlungen, Aktivitäten, Geschehen da. Sie sind das lebendige Zentrum unserer Texte. Alles Andere ist nur Ergänzung.

Ja, aber: Es heißt doch Hauptwörter? Stimmt. Hauptwörter tragen die Bedeutung. Wir können auf sie nicht verzichten. Sie sollen nur nicht dominieren. Dann werden unsere Texte nämlich steif, unbeweglich und schmecken nach Behörde.

Welche Vorteile bieten Verben dagegen? Sie bringen Leben in unsere Texte. Und Menschen. Das Verb fragt uns: "Wer ruft denn eigentlich?" Und schon haben wir die Person mit im Text. Das "Sie" oder das "wir". Das kann kein Hauptwort.

Schauen Sie auf Ihre Texte: Enden Worte mit "-ung"? Dann steckt ein Verb drin. Stehen "bezüglich", "hinsichtlich" oder "zwecks" noch in Ihren Texten herum? Dann ist auch ein Hauptwort nicht weit. Machen Sie einfach ein Verb draus.

Warum das Ganze? Texte, bei denen Verben im Mittelpunkt stehen, sind leichter verständlich. Und sie machen mehr Lust auf Lesen. Damit alle lesen wollen, was Sie Interessantes zu sagen haben.

Sie möchten den Nominalstil endlich loswerden? Unsere Schreibwerkstatt bietet viele praktische Tipps und Tricks dazu.

Autor und Ansprechpartner

 

Andreas Schielke
Senior Consultant und Trainer

schielke@imug.de
+49 511 12196 23

 

... ist ausgebildeter Lehrer und Geisteswissenschaftler. Viele Jahre war er Führungskraft und Trainer im Customer-Care. Für die imug Beratungsgesellschaft ist er als Senior-Berater und Trainer im Bereich imug|customer tätig. Er qualifiziert, trainiert und coacht Mitarbeitende im Service.

Als Berater analysiert bzw. optimiert er die Kommunikation für Unternehmen aus verschiedenen Branchen und entwickelt neue Service-Konzepte.

Auch einen Blick wert ...

Ganz schön harter Tobak, der Tonfall in dieser Beschwerde, oder? Bei aller Professionalität ist niemand davor sicher, eine Beschwerde persönlich zu nehmen. Vor allem nicht, wenn manche Formulierungen als unangemessen empfunden werden. Aber was sollte eigentlich gesagt werden? Was genau ist mit "Ihr seid doch ein Saftladen!" gemeint? Vielleicht: "Bitte hilf mir!"? Immerhin hat sich die Person ja gemeldet - wenn auch vielleicht nicht auf angenehme Weise. Sie gibt uns also eine Chance zu reagieren. Wir sollten sie nutzen - ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Wie kommen frische, verständliche und menschliche Texte eigentlich zustande? Die Amplitude der Ideen dazu ist erstaunlich.
Die einen möchten – nachdem der Senior endlich in den Ruhestand gegangen ist - erst einmal den steifen, schriftdeutschen und unpräzisen Nominalstil loswerden. Und können es gar nicht abwarten, endlich selbst loszulegen. Hier gilt es, die Kreativität in die richtigen Bahnen zu lenken.

 

Gerhard Richter, der Maler. Es gibt Bilder von ihm, die wirken wie Fotos. Wer aber ganz genau hinschaut, merkt: Es ist gar nicht so scharf wie gedacht. Das Signal ist gestört. Durch unerwünschte Informationen. Kunstvoll von Richter hinzugefügt. Das gibt es auch bei Texten, nur nicht so kunstvoll. Können Texte rauschen?
Ja. Und zwar genauso wie Bilder: Immer dann, wenn das Signal, die Botschaft, die Kernaussage nicht durchdringen.